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Vorbereitung zur Mahnwache im Gedenken an Ella am 14. September 2023: Awareness-Konzept

Awareness-Konzept für die Mahnwache im Gedenken an Ella am 14. September 2023

Was bedeutet „Awareness“?

Der Begriff „Awareness“ leitet sich aus dem Englischen „to be aware“ ab und bedeutet „sich bewusst sein, achtsam sein, sensibilisiert sein“. Als emanzipatorisches Konzept bezeichnet Awareness einen bewussten Umgang mit Diskriminierungs-und Herrschaftsverhältnissen und vor allem mit Betroffenen dieser Verhältnisse. Hierbei ist Achtsamkeit und Rücksichtnahme auf die individuellen Grenzen und Bedürfnisse wichtig. Denn wir leben in einer Gesellschaft, in der rassistische, sexistische, homophobe, transfeindliche und viele weitere herrschaftsförmige und diskriminierende Verhaltensweisen leider nach wie vor alltäglich sind. Damit verknüpft sind Diskriminierungs- und Herrschaftsformen, die institutionalisiert sind, beispielsweise in Form kapitalistischer Wirtschaft und rassistischer Gesetze. Das bedeutet für Awareness als politische Praxis, dass sie nicht nur zwischenmenschliche Beziehungen in den Blick nehmen muss, sondern auch Strukturen und Institutionen, die Diskriminierung und Gewalt begünstigen oder durchsetzen. Awareness umfasst also zum einen Prävention, also die Schaffung von (zwischenmenschlichen, gesellschaftlichen und institutionellen) Bedingungen, die die Möglichkeit von Diskriminierung und Gewalt minimieren, und zum anderen konkrete Unterstützungsangebote für Personen, denen Diskriminierung oder Gewalt widerfahren ist bzw. widerfährt.
(Quelle: Awareness, Zollverein Essen)

Wir möchten darauf hinweisen, dass wir während der Mahnwache einen Raum schaffen wollen, in dem alle Teilnehmenden sich sicher fühlen, unabhängig von Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter sowie sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität.

Awareness-Team und Ordner*innen

Während der Mahnwache steht das Awareness-Team den Teilnehmenden zur Seite, falls es zu Diskriminierung oder Grenzüberschreitung kommt. Wir möchten darauf hinweisen, dass das Awareness-Team keine weiterführende professionelle Hilfe, z.B. eine psychologische Betreuung anbieten kann. Das Team ist aber in der Lage, Kontaktadressen zur Verfügung zu stellen. Wir möchten an dieser Stelle auch auf unsere überwiegend weiße Positionierung hinweisen. Als Awareness-Team können wir nicht auf alle Diskriminierungsverhältnisse umfangreichen Erfahrungen und Wissen mitbringen.

Das Awarenessteam wird an den Warnwesten zu erkennen sein, auf denen der Name und die Pronomen sichtbar im Brustbereich angebracht sind.

Menschen, die einen Rückzugsort benötigen, können bei Bedarf von mindestens einer Awareness-Person in die Räumlichkeiten des LSVD begleitet werden (Seminarraum). Dort steht Wasser zur Verfügung.

Toiletten stehen im LSVD ebenfalls zur Verfügung. Auf dem Friedensplatz steht eine behindertengerechte Toilette zur Verfügung, für den Schlüssel bitte einfach Freddy (erkennbar an Namensschild oder erreichbar unter der unten aufgeführten Telefonnummer) ansprechen.

Zusätzlich zum Awareness-Team werden Menschen als Ordner*innen anwesend sein. Deren Aufgabe wird es sein, eventuell pöbelnde Menschen zu beruhigen oder anzuweisen, sich zu entfernen. Hier ist eine deeskalierende Herangehensweise absolut notwendig, um die Teilnehmenden der Mahnwache effektiv schützen zu können.

Stellvertretend für die Menschen des Awareness-Teams kann Freddy Schmies unter folgender Telefonnummer erreicht werden: 015125815788. Freddy Schmies koordiniert die Mahnwache und wird auch im Awareness-Team tätig sein.

Neben dem Awareness-Team ist es notwendig, dass jede*r Einzelne, Verantwortung übernimmt. Fragen Sie im Zweifel, ob eine Situation, die Sie beobachten, für die betroffene Person gerade in Ordnung ist, und bieten Sie Unterstützung an.

Pronomen

Wir sehen Menschen ihre Pronomen und ihre Geschlechtsidentität nicht an. Darum bitten wir bei der Mahnwache darum, die betreffenden Menschen zu fragen, welche Anrede oder Pronomen für sie genutzt werden sollen und sich im Anschluss an diese zu halten.

Ein Nichtbeachten der Anrede und Pronomen einer Person kann im Zweifelsfalle, falls von der betreffenden Person gewünscht, zu Ausschluss von der Mahnwache führen.

Was ist diskriminierendes oder grenzüberschreitendes Verhalten?

Diese Definition überlassen wir der Einzelperson. Persönliche Grenzen definiert jede*r anders und wir bitten daher um ein respektvolles Miteinander.

Es wird Redebeiträge geben, wir bitten diese nicht zu übertönen. Wir bitten darum, sich bei der Schweigeminute entsprechend ruhig zu verhalten.

Homophobe, Transphobe, sexistische, rassistische, antisemitische, ableistische oder andersgeartete Diskriminierung werden wir nicht akzeptieren- die Mahnwache soll ein Raum für alle Menschen sein.

Umgang bei diskriminierendem oder grenzüberschreitendem Verhalten

Sollte es zu einem Zwischenfall kommen und das Awareness-Team dazu gerufen werden, gilt die Sichtweise der betroffenen Person, d.h. sie schildert, wie sie das Erlebte wahrgenommen hat und entscheidet, welche Form der Unterstützung gewünscht wird. Gemeinsam wird nach Umgangs- und Handlungsmöglichkeiten gesucht. Nur weil diskriminierendes Verhalten nicht mit Absicht geschah, wird das Erleben einer diskriminierenden Erfahrung nicht weniger schlimm. Gleichwohl passieren Übergriffe mitunter aus Unwissen heraus. Wir wünschen uns, dass dieses Unwissen zu Wissen wird und so zu einer Veränderung des eigenen Verhaltens werden kann. Deshalb ist es wichtig, dass wir den Dialog ermöglichen. Die betroffene Person entscheidet, ob ein (ggf. moderiertes und begleitetes) Gespräch mit der verursachenden Person gewollt ist.

Wann findet ein Ausschluss von der Mahnwache statt?

Diskriminierung und Grenzverletzung, die dazu führen, dass ein weiteres gemeinsames Miteinander bei der Mahnwache nicht mehr möglich ist, können zum Veranstaltungsausschluss führen. Innerhalb der Räume des LSVD hat der LSVD Hausrecht.

Barrieren bei der Mahnwache

Eine Kinderbetreuung kann leider nicht ermöglicht werden. Menschen sind aber herzlich eingeladen, auch mit Kindern an der Mahnwache teilzunehmen. Eine behindertengerechte Toilette steht am Friedensplatz zur Verfügung. Der Friedensplatz ist von verschiedenen Seiten zugänglich und ebenerdig.